Monatsbuch: August 2019

Menschen, Meinungen und Wasserdampf




Nicole vom Campingbüro ist gegangen, weg und kommt auch nicht wieder zurück. Cindy ist die neue Hauptverantwortliche im Büro. Macht das sicher toll und kompetent, aber Nicole hatte halt die Aura und strahlte das Gewisse etwas aus, was es hier auf dem Camping braucht. Schade.
Wir sind hier auf dem Saison-Campingdörfli kurz davor, uns alle ganz lieb zu haben. Ich bin jetzt nicht so beim Grüppli Michele, Wägi, Andrea und Büchi dabei, werde aber immer sehr herzlich bei Diskussionen und Trinkgelage mit einbezogen.
Hugo ist hier mit seiner Frau, Elisabeth. Sie hat gröberen Parkinson. Kann nicht mehr richtig reden, ist auf den Rollstuhl angewiesen. Aber Hugo kümmert sich rührend um sie. Sie war mal im Langlaufnationalkader und sie so zu sehen tut weh.
Hausi ist Huttwiler, hat sich herausgestellt. Er ist Bauernsohn vom Schwarzenbach und war Leiter der Bäckerei Jowa Huttwil, vormals Teigwarenfabrik Huttwil. Sein eher schroffes Auftreten und die auf den tischhauende Gesprächsführung täuscht: Der Mann ist blitzgescheit! Was er an philosophischen Feststellungen, Charakterisierung von Menschen und sich selber, Allgemeingültiges und Spezifisches raushaut, hat Hand und Fuss, ist intelligent und interessant.
Auch habe ich festgestellt, dass alle hier im Saisonierdörfli Berufe ausüben, die Zupackermentalität brauchen. Nichts mit Laber-, Büro,- und/oder Bullshitjobs. Es können alle machen. Es hat hier sogar Leute mit eigenen Firmen. Die Gesprächsrunden sind so immer wunderbar geerdet und keiner will etwas darstellen was er nicht ist, niemand spielt was vor oder erzählt was Auswendiggelerntes was er/sie selber nicht versteht. Sehr erfrischend.

Ich habe ein jahreszeitlich sich akzentuierendes Problem: Luftfeuchtigkeit! Und das geht so: Ihr kennt ja alle die Gewittersituation, nach einem schönen, warmen, vielleicht heissen Tag schifft es meistens gegen Abend wie blöd mit Blitzen und so und noch mehr Schiff und Wind. Die Temperatur fällt und fällt, jetzt im August halt eher tiefer, es regnet und regnet. Im Wohnwagen bleibt es vorerst warm, die Luftfeuchtigkeit steigt, die Nässe drückt rein. Sie steigt tatsächlich auf tropische Verhältnisse, die Luftfeuchte, im Wohnwagen. Dann in der Nacht fällt die Temperatur im Wohnwagen ganz langsam ab und irgendwann ist die Luftfeuchte bei 100%. Weil ich in einem hermetisch abgedichteten Plastikgebilde lebe, wirken sich diese 100% Luftfeuchte nämlich so aus, dass wenn diese 100% Luftfeuchte erreicht sind, sich meine Transpiration direkt an der Haut kondensiert. Ist voll eklig. Man wälzt sich im eigenen Schweiss. Ich hatte am Morgen schon öfter einen voll durchgeschwitzten Bettbezug und die Decke war ein nasser Waschlappen! Es gilt die Regel: Ich muss wieder heizen. Je wärmer es ist, umso mehr Wasserdampf kann die Luft aufnehmen und mein Schweiss kann verdunsten. Irgendwie blöd.


Noch mehr Untermieter!

Zuerst einmal habe ich eine sehr schöne Zuschrift von Hanni zum Thema Igel gekriegt. Sie ist meine ehemalige Tambourmajöse bei den Napfruggern, bei denen ich längere Zeit versucht habe den Tiefton zu treffen. Sie ist natürlich auf den Namen Johanna für die Igelin angesprungen, weil sie auch so heisst. Da ich mit sehr vielen Schrägstrichen bei der Namensgebung für meine/meinen Untermieter/Untermieterin gearbeitet habe, hat sie was Einfacheres herausgefunden. Geschlechterneutralität! Wie wir alle wissen total wichtig, vor allem für die Erziehung der Jungs, sonst driften die in die toxische Männlichkeit ab, voll ernst! Anbei die geschlechterneutrale Namensfindung für das Igel:
Anhang: Kannst du dich an den Napfrugger Campingsong erinnern? Gerne sende ich ihn dir, um ihn dem Igel vorzusingen, schliesslich ist er, wenn es eine Sie ist, mein Namensvetter. Aber da ja Vetter männlich ist, habe ich mich auch schlau gemacht: Ein weiblicher Namensvetter ist nicht etwa eine Namensbase, sondern eine Namensschwester oder Namensvetterin (sagt Wikipedia) Vielleicht ist ja der Igel ein Transgender. Es gibt ganze Listen von Namen, die weiblich oder männlich sein können. Auch da habe ich mich für dich schlau gemacht:
Hansi : männl. Koseform zu Hans und weibl., Koseform zu Hanna; eindeutiger Zweitname erforderlich  (International /m). Quelle: http://transgender.at/infos/recht/vornamen.html
Somit heisst dein Igel eindeutig Hansi.
Hanni, ganz recht herzlichen Dank für deine Ausführung, nachvollziehbar, ich werde das so im Taufbuch ändern. Und ich werde es mit einem Weissbier begiessen.

Meine andere, wohl seit längerer Zeit schon, klandestin im Wohnwagen mitlebende Mitbewohnerin (ja, es ist eine Sie), ist eher klein. Ich habe von ihrem Treiben nichts mitbekommen. Sie hat hinter meinem Rücken im Wohnwagen für Nachwuchs gesorgt und das mit für uns Menschen ungewöhnlichen Massnahmen. Sie ist eine Orientalische Mauerwespe (Sceliphron curvatum), eingeschleppt aus Indien, eine Neozoonin! Zu ersten Mal in Europa in der Steiermark nachgewiesen.
Sie hat bei meiner Lederjacke innen am Futter etwa 18 Stk. kleine Lehmamphörchen hingebaut. So kleine Nester, für jedes Kind eines. Die sind etwa 20-25mm lang und 8-10mm dick. Das Amphörchen wird mit gelähmten Spinnen vollgestopft, ein Ei darauf gelegt und dann wird noch ein Deckel draufgetöpfert und fertig ist die Exogebärmutter. Die Raupe frisst dann die Spinnen bei lebendigen Leibe auf, verpuppt sich, methamorphiert und beisst als ausgewachsenes Insekt den Deckel der Lehmbrutstätte auf und kommt raus. Und beginnt dann sofort selber mit dem Bau neuer Brutröhren. Soweit die Biologie.
Da ich ihre Nester entdeckt habe und leider zur Execution derselben schreiten musste, weil ich meine Lederjacke noch brauche, hat sie sich für ihr reproduktives Treiben einen neuen Platz ausbaldowert. Irgendwo in einem Zwischending in der Wand, wo man ohne die Wohnwagenwand zu dekonstruieren nicht hinkommt. Ich lass sie gewähren, für dieses Business hat sie sich durchgebissen.
Ich nenn sie Lakshmi, nach der hinduistischen Göttin des Gedeihens und Wohlstands. Erst heute habe ich noch an anderen Stellen mehr von diesen Amphörchen gefunden, sie arbeitet voll im Akkord!



Selfie of the month:






Was neues: Holla der Wutbürger! Erster Teil.

Mänu von unserer Band tituliert mich ab und zu als Wutbürger, weil ich mich bei gewissen Themen total enervieren kann. Ich habe das jetzt hier auf dem Camping für mich entdeckt, lebe es und verfolge einen fadegraden Ansatz: Ich kann mich über voll Blödes, im Sinn von wirklich blöd, dumm und nochmal verblödet, oder etwas mit vorgefertigten Meinungen, die schon von Beginn an nerven, total aufregen. Manchmal bekommt diese Wut die richtige Entladung, ein ander Mal bin ich fehlgeleitet und entlade mich nicht zielgerichtet. Halt Wutbürgertagesform, stosse dann irgendwelche Unbeteiligte vor den Kopf. Na ja die Wut muss dann irgendwohin abgeleitet werden. Kommt dann nicht nur bei Mänu komisch rein.

Beispiele:

Genervt hat mich in letzter Zeit die Fremdschämkampagnie der Amnesty International mit Namen: Zuerst Ja, dann Ahh. Die Aussage der Plakate an mich als Mann: Du darfst sie nur ficken wen sie ja gesagt hat. Äh, gibt’s was anderes? Hab ich gar nicht gewusst. Schön das Amnesty auf meiner Seite ist und dazu eine teure Plakataktion startet. (Offensichtlich soll von Seiten AI, nach neusten Meldung im Tagesanzeiger, das Feld bereitet werden für ein neues Gesetz: Ficken nur noch mit Vertrag, wie in Schweden, meine Meinung: voll durchgeknallt!). Spass beiseite! Ich zahl doch meinen Obolus an Amnesty, damit z.B Frauen die ihren Vergewaltiger in einem patriarchal durchgegenderten Land erstochen haben, aus der Todeszelle rausgehauen werden, oder das der Menschenrechtsaktivist in China einen Anwalt kriegt oder das Gräueltaten an Indigenen auf indonesisch Paupa-Neuguinea oder Obdachlosen in Bukarest aufgedeckt werden, aber sicher nicht für so eine Plakat-Fremdschämaktion. Wieviel kostet der Scheiss? Die kriegen nichts mehr von mir!

Dann gab es noch so ein Interview und einen Podcast dazu im SRF, mit drei neuen deutschen Intendantinnen des Theaters Gessnerallee Zürich. Ich halte fest: Ich bin kein Rassist, aber was die drei Frauen da abgesondert haben, das war für mich nur noch deutscher Grosskotz: Wir wissen wie, wir sind die besten, wir sind die neuen Theatermessiasinnen, ihr habt alle nur auf uns gewartet! Da hatte es mir natürlich den Hut gelüpft und ich musste eine druckabführende E-Mail-Depesche raushauen!

In beiden Fällen habe ich mich also bei denen gemeldet und mich argumentativ ausdrücklich und ausführlich als nicht einverstanden mit dem Ziel und Art der Aktionen erklärt, aber es kam keine Rezension zurück. Halt so Wutbürgeralltag: Analyse der Situation oder Vorfalls, dann meine persönlich gefärbte Meinung dazu, dann die quasi-öffentlich Negierung meines gerechten Zorns. Der Podcast auf SRF, über die drei Deutschinnen war aber am nächsten Abend gelöscht!

Teil 2 im September dann mit: Tamy bei den Grünen.



Noch mehr tierisches

An der schmalsten Stelle der Aare, bei Altreu, ist die Aare 18m tief. Da am Grund leben drei riesige Welse. Der grösste von ihnen heisst Abraham. Er ist etwa 3,15m lang, also riesig. der Kopf etwa 60 cm breit. Frisst alles, auch Hunde die ein kühles Bad nehmen wollen, scheints. Im Sommer sind sie verschwunden. Man hat lange gewehrweisst wo die hingehen. Dann hat man denen einen Chip eingebaut und herausgefunden, dass sie sich in einen unterirdischen Fluss zurückziehen. Dieser Fluss kommt aus dem Juramassiv und fliesst unterirdisch in die Aare. Die Welse sind in der Nähe von Grenchen geortet worden. In diesem unterirdischen Fluss.

Interessant, he?


Ich sage tschüss bis Ende September mit Ueli Kormann`s Worten: Häbits guet u gäbig.
Mark

︎   Die  Äusserungen zu den hier zur Sprache gebrachten Themen sind Steingers rein persönliche Sichtweise.   ︎

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Reiseberichte:



Saas Fee 2021

17.03.-21.03.2021
Kuriositäten im Saasertal

Frankreich 2020

Reisebericht um nichts


politische Geiselhaft:



Pierre-Yves Maillard  warnt!
Der Gewerkschaftschef setzt Prioritäten

28.08.2020


CO₂ und das Ablass Deja-vue

27.06.2020


Struktureller Rassismus

05.06.2020


Zwang und Voreingenommenheit im politischen Diskurs

17.03.2020




Campingtagebuch 2019:


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Degustation:


Wilchinger Pinot Noir




Belletristik, Nonsense, Aufsätze:



Der Blick

Gefühlsübermittlung durch anschauen, 13.10.20

Vignette

Alternative Vignettenform, geprüft


Vom Hörensagen

Ein 12-Zeiler, 25.04.2020


Der Mann der mit dem Kopf wackelt

30.03.2020


Das Märchen vom Spatz und der Ratte

2016


Silvia 🚑

Ein Arztroman ohne Arzt




Rezensionen:



Richard Wagners Denkmal in Luzern soll gestürzt werden!

Eine e-mail meinerseits auf den Videoberricht im 3fach-Radio
22.06.2020


James Baldwin: In den Echokammern des Fremden

von Martin R. Dean & Robert Leucht im Tagesanzeiger Magazin vom 25.4.2020


Hans Steinger

vom 10.04.2020



The Corona Diaries:


Lockdown-Wörterbuch Samstag 16.05.2020  Dienstag 12.05.2020   Samstag 09.05.2020   Montag 04.05.2020   Samstag 02.05.2020    Mittwoch 29.04.2020

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Alpsommer 2022 Glarnerland:


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meine zwei Wochen Alp dieses Jahr,
28.August-9.September, Falera/Surselva/GR


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